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Carmen Ludwig im Gespräch mit Dr. Anna Punke-Dresen

Wer steckt hinter dieser neuen Rubrik und was möchte sie für einen Mehrwert bieten?

Portraits über Menschen im gemeinnützigen Bereich findet man auch an anderer Stelle. Wir erinnern uns zum Beispiel an die „Köpfe“ in der Stiftungsbeilage der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit dieser Rubrik „Mensch des Monats“ möchten wir Menschen hinter einer Führungsposition besser kennenlernen. Dafür hat Dr. Anna Punke-Dresen diese Rubrik ins Leben gerufen.


Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Community Lead für MentorMe, Vorständin von Hamburger mit Herz e.V. und seit 2023 Leitung Fundraising der Abteilung Engagement & Partnerschaften bei der Hamburger Kunsthalle in Doppelspitze.


Schreiben und gemeinnütziges Engagement sind die beiden Pfeiler, die ihren Werdegang prägen.

Mit dieser monatlichen Rubrik möchte sie einige spannende Personen aus ihrem Netzwerk in persönlichen Gesprächen fragen, wie und warum sie sich selbst im gemeinnützigen Bereich engagieren. Welche Ehrenämter werden zusätzlich zum Hauptamt gepflegt? Was treibt sie dazu an? Was bedeutet Engagement für sie und welche Learnings und Botschaften bringt das für sie mit?

 
Carola von Peinen

Carmen Ludwig leitet seit 2022 das Programm Körber Start-Hub in der Körber-Stiftung.  Geboren 1989 in Rotenburg/Wümme, hat Carmen Ludwig Geschichte und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum, der Uni Bremen und der Uni Hamburg studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte waren Zeitgeschichte und Erinnerungskultur, sie arbeitete für ihre Masterarbeit unter anderem am Jewish Holocaust Museum and Research Centre in Melbourne, Australien. Seit 2013 ist Carmen Ludwig als freie Gedenkstättenpädagogin in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme tätig. Von 2015 bis 2021 leitete sie den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten in der Körber-Stiftung. Ehrenamtlich engagiert sich Carmen Ludwig im Verein für Hamburgische Geschichte und ist Mitglied im Verein Zweitzeugen e.V..

 

Liebe Carmen, ich möchte in dieser Rubrik jedem*r Interviewpartner*in die gleiche Einstiegsfrage stellen: Wann und wo hast Du Dich zum allerersten Mal ehrenamtlich engagiert? Wie kamst Du dazu und was war Deine Motivation dahinter?


Zum ersten Mal ehrenamtlich engagiert habe ich mich mit 16 Jahren in meinem heimischen Sportverein, beim TuS Rotenburg, als Trainerin einer Kinder-Leichtathletikgruppe. Ich habe selbst im Kindesalter mit Leichtathletik angefangen und habe schon immer eine große Motivation darin gehabt, mein Wissen weiterzugeben.


Du bist schon seit einiger Zeit für die Körber-Stiftung tätig, hast nun zuletzt das Körber Start-Hub mit aufgebaut und leitest dieses. Kannst Du unseren Leser*innen kurz erklären, was es damit genau auf sich hat? Was versteht man unter dem Start-Hub und was sind Eure Ziele?

  

Mit dem Programm Körber Start-Hub möchten wir das sozial-unternehmerische Denken und Handeln von Menschen unter 30 stärken und ein Bewusstsein für gesellschaftliche Herausforderungen schaffen. Das Programm ist hierbei auch als physischer Ort gemeint und auf einer Etage unseres Standorts in der HafenCity räumlich umgesetzt worden - ein Mix aus CoWorking-Fläche und Open Space für Workshops, Veranstaltungen und Teamräumen. Auf der Fläche bieten wir verschiedene Veranstaltungen, Workshops und Programme für die Zielgruppe an.

 

Wenn wir mal ganz zurück zu dem Entstehungsprozess blicken: Wodurch kam diese Strategie-Erweiterung in der Körber-Stiftung und wie habt ihr diese vollzogen?


Als Körber-Stiftung feiern wir in diesem Jahr unseren 65. Geburtstag - ein Alter, mit dem wir nicht stehen bleiben wollen. Unser Stifter Kurt Körber war selbst immer ein Gestalter und hatte einen großen Erfindergeist - das neue Programm Start-Hub fügt sich genau hier ein und zugleich öffnen wir uns als Stiftung durch die Hub-Fläche auf eine neue Art und Weise für eine junge Zielgruppe.


Du hast dafür das Konzept entworfen, Dir Partner gesucht und Netzwerke geknüpft. Was sind Deine wichtigsten Learnings aus den letzten zwei Jahren im Zuge dieses Entstehungsprozesses und Netzwerkaufbaus?


Für das Konzept bin ich tatsächlich ins kalte Wasser gesprungen, ich kannte mich vorab im Startup-Ökosystem gar nicht aus und konnte auch auf keine Kontakte zurückgreifen. Ich habe während der letzten zwei Jahre sehr viel gelernt. Ich nehme aus dieser Zeit vor allem mit, dass es wichtig ist, frühzeitig die eigenen Ideen zu challengen und den Austausch zu suchen - intern wie extern. Gelernt habe ich auch nochmal, wie wichtig es ist, an die eigene Idee zu glauben und für sie einzustehen.

 

Du beschäftigst Dich im Zuge dessen viel mit dem Thema Innovation. Welche Aspekte treiben Dich dabei um? Welche Entwicklungen beobachtest Du dabei im gemeinnützigen- und Stiftungsbereich?


Ich arbeite nun selbst schon neun Jahre in der Stiftung und muss sagen, dass ich mich nie intensiv mit Innovationsprozessen beschäftigt hatte, das kam jetzt eher beiläufig zur Konzeptentwicklung. Mittlerweile ist es ein wichtiges Thema für mich und meine Arbeit, auch für mein Selbstverständnis als Programmleiterin. Ich habe meine gesamte Konzeptentwicklung als Innovationssprint verstanden und aufgebaut, bin immer wieder in kleinen iterativen Schritten vorgegangen und habe viele Meilensteine definiert. Ähnliche Entwicklungen beobachte ich derzeit auch allgemein im Stiftungsbereich, das agile Projektmanagement hat in vielen Bereichen Einzug gefunden.


Wir beide beschäftigen uns im Rahmen des Kreises Junge Menschen und Stiftungen auch mit der nächsten Generation, den jungen Menschen im Stiftungsbereich. Welche Entwicklungen sind Dir dabei wichtig? Was beschäftigt jüngere Menschen im Dritten Sektor?


Ich bin mit 25 Jahren zur Körber-Stiftung gekommen und mich hat schon immer die Frage bewegt, wie es anderen “jungen” Mitarbeitenden und Kolleginnen und Kollegen im Berufseinstieg geht. Mir ist wichtig, dass junge Menschen in Stiftungen Gehör finden, sich nicht mehr als andere “beweisen” müssen und vor allem auch neue Ideen einbringen können - das bekomme ich auch oft in Gesprächen mit jüngeren Kolleg:innen gespiegelt. Und so wichtig ich den Austausch mit Gleichaltrigen finde, würde ich mir noch mehr Möglichkeiten wünschen, von denen jüngere und erfahrene Kolleg:innen voneinander lernen können - vielleicht über eine Art Mentoringprogramm für beide Seiten.


Welchen Rat würdest Du jüngeren Menschen geben, die im Stiftungs- oder gemeinnützigen Sektor berufstätig werden wollen?


Beschäftige dich mit dem Leitbild und der Vision des Arbeitgebers und frage dich, wie du dich damit identifizieren kannst. Denn es geht im gemeinnützigen Bereich nochmal mehr um die "Sache" als in klassischen Unternehmen.


Und für den Perspektivwechsel: Wie können NGOs jüngere Menschen einbinden, was sollten sie jungen Menschen bieten?


Mir ist eine Arbeit auf Augenhöhe wichtig, dabei sollte das Alter keine Rolle spielen. Manchmal ist mir die Schublade für “junge Menschen” schon fast zu groß. Ein Perspektivwechsel tut uns allen gut, in allen Bereichen - wir sollten das Potenzial der nächsten Generation nicht unterschätzen, im Gegenteil: sie sind die Führungskräfte von morgen, also sollten wir sie heute schon zu solchen befähigen.

 

 

Und zum Schluss: Drei Antworten in je einem Satz!


Welches Buch hast Du bzgl. Ehrenamt oder Engagement gelesen, das Dich nachhaltig beeindruckt hat?

Ein Buch ist es in dem Fall gar nicht. Ich höre gerne Interview-Podcasts und lasse mich dadurch gerne von anderen Menschen inspirieren, gerade auch was Engagement und Ehrenamt angeht. Als Podcast nenne ich den ZEIT-Podcast „Alles gesagt?“, „Hotel Matze“ und natürlich auch unseren eigenen Podcast der Körber-Stiftung „Gesellschaft besser machen – in weniger als 30 Minuten“

 

Wenn Du einen Wunsch für den gemeinnützigen Sektor frei hättest, welcher wäre das?

Ich wünsche mir für den gemeinnützigen Sektor, dass wir das Miteinander noch größer schreiben, denn dann können wir die gemeinsame Wirkung verdoppeln.


Was möchtest Du unseren Leser*innen mit auf den Weg geben? Was ist Dein Credo?

Das hört sich jetzt vielleicht groß an, aber mir ist es im Leben immer wichtig, eigene Gestaltungsspielräume zu erkennen und auch zu nutzen. Natürlich brauchen wir auch Menschen um uns, die uns fördern, aber es kommt auch auf uns selbst an.

 
Carola von Peinen

Carmen Ludwig

Leitung Körber Start Hub

Körber Stiftung

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