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Christopher Patrick Peterka im Gespräch mit Dr. Anna Punke-Dresen

Wer steckt hinter dieser neuen Rubrik und was möchte sie für einen Mehrwert bieten?

Portraits über Menschen im gemeinnützigen Bereich findet man auch an anderer Stelle. Wir erinnern uns zum Beispiel an die „Köpfe“ in der Stiftungsbeilage der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit dieser Rubrik „Mensch des Monats“ möchten wir Menschen hinter einer Führungsposition besser kennenlernen. Dafür hat Dr. Anna Punke-Dresen diese Rubrik ins Leben gerufen.


Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Community Lead für MentorMe, Vorständin von Hamburger mit Herz e.V. und aktuell als Leitung Fundraising der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch.


Schreiben und gemeinnütziges Engagement sind die beiden Pfeiler, die ihren Werdegang prägen.

Mit dieser monatlichen Rubrik möchte sie einige spannende Personen aus ihrem Netzwerk in persönlichen Gesprächen fragen, wie und warum sie sich selbst im gemeinnützigen Bereich engagieren. Welche Ehrenämter werden zusätzlich zum Hauptamt gepflegt? Was treibt sie dazu an? Was bedeutet Engagement für sie und welche Learnings und Botschaften bringt das für sie mit?

 
Carola von Peinen

Christopher Patrick Peterka ist Futurist, Humanist und Unternehmer. Der im Jahr 2002 von ihm gegründete Think Tank gannaca berät Organisationen zu ihrer Innovationskultur und Zukunftsstrategie. Sein persönliches Interesse gilt dabei den neuen Regeln in Wirtschaft und Gesellschaft im Erdzeitalter des Anthropozäns.

Seit März 2023 ist Peterka Vorsitzender des Beirats der von ihm mitgegründeten Mensch Zukunft! Stiftung gGmbH. Mensch Zukunft! verfolgt das Ziel die Popularität des international gängigen Begriffs der “German Angst” durch “German Leidenschaft” zu ersetzen. Die Stiftung bietet Menschen mit Interesse an der Gestaltung von Zukunft innovative Methodik zur eigenen Neuerfindung und das Rüstzeug für progressiven Optimismus.


 

Lieber Christoph, ich möchte in dieser Rubrik jedem*r Interviewpartner*in die gleiche Einstiegsfrage stellen: Wann und wo hast Du Dich zum allerersten Mal ehrenamtlich engagiert? Wie kamst Du dazu und was war Deine Motivation dahinter?


Das erste Mal in der Grundschule: Als Klassensprecher.

Meine Motivation dürfte eine unbewusste Neugier für die Möglichkeiten zur Mitgestaltung der Rahmenbedingungen unseres gemeinsamen Alltags gewesen sein. Und vielleicht auch der Nervenkitzel, sich in den Wettbewerb der Ideen zu stellen?


Du bezeichnest Dich selbst als Futurist und hast mit „gannaca“ einen Think Tank gegründet? Kannst Du unseren Leser*innen bitte kurz erzählen, was dahinter steckt?


Als Futurist betrachte ich es als meine Spezialität Vorhersagen und Möglichkeiten über die Zukunft und wie sie aus der Gegenwart hervorgehen können, zu erforschen. Dazu bediene ich mich vornehmlich einer zunehmend komplexen Informationslage auf Basis immenser Datenströme einerseits und ethnographischen Methoden andererseits. gannaca ist eine Beratungs-Boutique, die Entscheider:innen in Organisationen hilft, zwei Fragen zu beantworten: 1. Welche Entwicklungen kommen auf uns zu, die unser Geschäftsmodell relevant betreffen und 2. Wie kommunizieren wir unsere Schlussfolgerungen daraus an unsere Stakeholder.

Kurz: Ich bin ein Riesenfan von Zukunft, weil wir sie - anders als die Vergangenheit - gestalten können und ich liebe es mit Menschen zu arbeiten, die daran interessiert sind, gesunde Zustände in die Zukunft fortzuschreiben oder darin zu entwickeln.


In Deinem Podcast „Mensch Zukunft“ befragst Du Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft zu ihren Zukunftsvorstellungen. Wenn Du uns einen Querschnitt-Einblick geben würdest: Was bewegt Dich und Deine Gäste dort am meisten?


Alle Gäste eint ihre Offenheit für Neues und Wandel. Dazu kommt ihre Lust daran Dinge auszuprobieren - auch auf die Gefahr hin, dass sie scheitern. Dann: Die Sehnsucht nach dem Miteinander - der gemeinsamen Expedition, dem Austausch im Dialog und auch der kritischen Würdigung unterschiedlicher Talente und Fähigkeiten.

Soweit die helle Seite der Medaille. Auf der dunkleren beobachte ich Sorge ob der vielseits ausgeprägten Trägheit Vieler, dem weiter stark ausgeprägten Hang dazu an alten Zöpfen festzuhalten, nur weil sie vertraut scheinen und der Kritik, dass wir so viel mehr könnten, wenn wir begönnen, uns selbst stärker zu aktivieren, anstatt auf Andere zu zeigen und zu warten, bis die uns ein Signal zum Loslaufen geben.


Welche Themen beschäftigen Dich gerade hinsichtlich des gemeinnützigen Sektors?


Das ist klar die Entwicklung der Mensch Zukunft! Stiftung gGmbH.

Wir wollen so schnell wie möglich dafür sorgen, dass aus dem Land der Dichter und Denker das Land der progressiven Optimisten wird. Wir ermuntern, inspirieren und befähigen diejenigen Menschen dazu ihre zahlreich vorhandenen Talente, Erfahrungen und Potentiale für ein friedliches, demokratisches und pluralistisches Miteinander einzusetzen, die heute nachweislich und aus guten Gründen Angst vor der Zukunft haben.


Was kann der gemeinnützige Sektor hinsichtlich digitaler Transformation noch lernen?


Während die konventionelle Wirtschaft noch weitgehend damit beschäftigt ist, ihre industriell geprägten Vorstellungen zu digitalisieren und dabei leider weitgehend noch verpasst tatsächlich transformatorische Entwicklungen zu nehmen, sitzt der gemeinnützige Sektor auf einer Diamantenmine der Bedeutung. Automatisierung, Künstliche Intelligenz und der Klimawandel zwingen uns, unser Verhältnis zueinander in der Globalgemeinschaft mit unseren Brüdern und Schwestern als auch dem Planeten von Grund auf zu überdenken. Ansonsten wird das Anthropozän das kürzeste Erdzeitalter der Geschichte unseres Planeten. Leider fehlt an vielen Stellen noch das Selbstbewusstsein und die Kontext-Sensitivität im gemeinnützigen Sektor dafür, dass die in ihm versammelten Akteure längst die zentralen Pionier:innen eines digitalen Humanismus und einer zirkulären Globalökonomie sind - und entsprechende Verantwortung jenseits ihrer oft eng gesteckten Organisationsgrenzen übernehmen sollten?


Wir kennen uns aus dem Kreis Junge Menschen und Stiftungen. Was bedeutet netzwerken für dich und welche Netzwerke prägen Dich bis heute?


Mit 16 Jahren wurde ich als pubertierender Teenager von Rotary International eingeladen als “Ambassador for Peace & Understanding” an einer Studienreise in die USA teilzunehmen. So kitschig und fremd ich damals den Button auf meiner Brust empfand - so langlebig ist der Hall dieses Rufes bis heute. Netzwerken bedeutet für mich Mensch sein - im ständigen Austausch mit Anderen und ihren bereichernden Perspektiven. Die Individualisierung der letzten Jahrzehnte, der Fokus auf den eigenen Vorteil - all das implodiert in Anbetracht der gewaltigen Herausforderungen, die wir uns als Spezies geschaffen haben. Nur mit der Kraft unserer Netzwerke und den in ihnen versammelten Ressourcen werden wir in der Lage sein, Lösungen zu entwickeln, die tragfähig und menschenwürdig sind.

 

Und zum Schluss: Drei Antworten in je einem Satz!


Welches Buch hast Du bzgl. Ehrenamt oder Engagement gelesen, das dich nachhaltig beeindruckt hat?

Herfried Münkler: “Die Zukunft der Demokratie”


Wenn Du einen Wunsch für den gemeinnützigen Sektor frei hättest, welcher wäre das?

Ich wünsche mir, dass der gemeinnützige Sektor in einer neuen Vorstellung davon aufgeht, was wir produktives Miteinander in Wirtschaft und Gesellschaft nennen können.


Was möchtest Du unseren Leser*innen mit auf den Weg geben? Was ist dein Credo?

Die mit Abstand wertvollste Ressource im Leben eines Menschen ist die Zeit. Sie bewusst zu investieren ist das sinnvollste Engagement, das ich mir vorstellen kann.

 
Carola von Peinen

Christopher Patrick Peterka

Vorsitzender des Beirats

Mensch Zukunft! Stiftung gGmbH

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