Von Jörg Reschke
In dieser Rubrik erzählt unser Partner Jörg Reschke, bekannt als Digital Fundraising Experte, von Digitalisierung für gemeinnützige Organisationen. Als Business Analyst und NGO-Experte begleitet er bei der IT-Beratung Capgemini Organisationen, die verstärkt moderne Technologien einsetzen um ihre Ziele zu erreichen.
Foto: Andi Weiland
Prompting ist eine neu aufkommende Fähigkeit im Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI), die es ermöglicht, die Generierung von Texten durch KI-Modelle gezielt zu lenken. Anstatt einfach nur eine generelle Anfrage zu stellen, können verschiedene Modifikatoren und Herangehensweisen verwendet werden, um das gewünschte Ergebnis präziser zu steuern und anzupassen.
Mit Modifikatoren das Ergebnis ausrichten
Ein einfaches Prompting im Chat-Fenster mit Diensten wie ChatGPT kann zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. Nur selten führt eine einfache Aufforderung direkt zu einem guten Ergebnis. Der Schlüssel für gutes Prompting ist das eindeutige Briefing.
Denken wir beispielsweise an Fundraiser:innen, die mit Hilfe eines KI-Dienstes einen ersten Entwurf für einen Spendenmailing erstellen möchten. Dies sollten unbedingt die Möglichkeiten nutzen, das Briefing genau auf ihre Zielgruppe und ihre Ziele abzustimmen, damit sie ein gutes Ergebnis erhalten. Dazu sollten sie entsprechende Modifikatoren nutzen, also als Anforderungen definierte Bestandteile ihres Briefings:
Der Zielgruppen-Modifikator ermöglicht, den Text spezifisch auf die Interessen, Bedürfnisse und das Verständnisniveau ihrer Zielgruppe auszurichten. Zum Beispiel könnte ein Spendenbrief für Einmalspender:innen anders formuliert werden als einer für Dauerspender:innen, um eine größere Resonanz zu erzielen.
Der Stil-Modifikator bietet die Möglichkeit, den Ton und die Sprachwahl des Textes anzupassen, sei es formell, informell oder emotional, je nachdem, welche Wirkung erzielt werden soll.
Der Format-Modifikator betrifft die Struktur und das Layout des Textes. Fundraiser können entscheiden, ob der Text in Form eines Briefes, einer Geschichte oder einer Liste präsentiert werden soll, um die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppe bestmöglich zu erfassen.
Der Länge-Modifikator ermöglicht es, die gewünschte Länge des Textes festzulegen, sei es kurz und prägnant oder ausführlich und detailliert, je nach den Vorlieben und dem Informationsbedarf der Empfänger.
Der Details-Modifikator schließlich bietet die Möglichkeit, spezifische Informationen oder Schlagwörter zu integrieren, die für die Zielgruppe von besonderem Interesse oder Bedeutung sind. Dies könnte beispielsweise die Erwähnung bestimmter Projekte oder Erfolge der Organisation sein, um das Vertrauen und die Bereitschaft zur Spende zu stärken.
All diese Modifikatoren können kombiniert werden, um ein maßgeschneidertes Prompting für die Textgenerierung zu erstellen.
Auf die Kontext-Beschreibung kommt es an
Eine passende Kontext-Beschreibung für Language Learning Models (LLM) zu erstellen ist entscheidend, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dazu gehört eine präzise Definition der Zielsetzung, der Zielgruppe und der gewünschten Tonalität des Textes. Darüber hinaus können relevante Hintergrundinformationen über die Organisation, das Projekt oder das Thema hilfreich sein, um dem Modell einen umfassenden Kontext zu bieten.
Eine effektive Kontextbeschreibung in Bezug auf ein Spendenmailing erfordert eine gründliche Analyse der Mission, der aktuellen Projekte, der erreichten Meilensteine und der Bedeutung des Engagements der potenziellen Spender. Zunächst sollten die Schlüsselbotschaften und Ziele der NGO klar definiert werden, um sicherzustellen, dass das Mailing diese angemessen widerspiegelt. Darüber hinaus ist es wichtig, die Zielgruppe der NGO zu berücksichtigen und das Fokusprojekt zu erläutern, welches das Interesse und die Motivation der potenziellen Spender wecken soll. Ein guter Kontext sollte die Auswirkungen ihrer Arbeit aufzeigen, um Vertrauen und Verbindungen zu stärken.
Die fünf W-Fragen, die in diesem Kontext beantwortet werden sollten:
Wofür steht die Organisation und welche Mission verfolgt sie?
Was ist das aktuell Fokusprojekt, welches dargestellt werden soll?
Warum ist die finanzielle Unterstützung durch Spenden wichtig?
Wen möchte die NGO mit dem Spendenbrief erreichen?
Wie können Spender konkret dazu beitragen, die Ziele der NGO zu erreichen
Mit Beispielen die Richtung vorgeben
Das Mitgeben von Beispielen ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Qualität der generierten Texte zu verbessern. Indem Fundraiser bereits existierende Spendenbriefe oder Texte als Referenzmaterial bereitstellen, können sie dem Modell eine klare Vorstellung davon vermitteln, was erwartet wird und welche Art von Sprache und Inhalten angemessen sind. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der generierte Text den gewünschten Anforderungen entspricht und die gewünschte Wirkung erzielt.
Zero-Shot-Prompting erfordert keine spezifischen Beispiele und ermöglicht es dem Modell, aus dem gegebenen Kontext heraus eigenständig Texte zu generieren.
One-Shot-Prompting beinhaltet die Bereitstellung eines einzigen Beispiels, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Two-Shot-Prompting und Few-Shot-Prompting erweitern diese Idee, indem mehrere Beispiele zur Verfügung gestellt werden, um das Modell besser zu führen.
Im Fall eines Spendenbriefs könnte Zero-Shot-Prompting dazu verwendet werden, um allgemeine Texte zu generieren, während One-Shot- oder Few-Shot-Prompting spezifischere Anweisungen für bestimmte Zielgruppen oder Zwecke bieten und dabei auch den Stil früherer Mailing übernehmen könnten.
Fazit und Ausblick
Schon heute bietet die Integration von ChatGPT in die Erstellung von Spendenmailings einen unmittelbaren Nutzen für Organisationen und Fundraiser:innen. Durch die gezielte Verwendung von Prompting-Techniken können Mailings effizient und präzis auf die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppe zugeschnitten werden, was die Wirksamkeit und Effektivität der Kommunikation erheblich verbessert. Die Möglichkeit, verschiedene Modifikatoren zu nutzen und den Textgenerierungsprozess genau zu steuern, ermöglicht es, personalisierte und überzeugende Botschaften zu entwickeln, die das Engagement und die Spendenbereitschaft potenzieller Unterstützer erhöhen.
Darüber hinaus birgt die zu erwartende Weiterentwicklung von KI-Technologien wie ChatGPT ein vielversprechendes Zukunftspotenzial für die Spendenbrieferstellung und das Fundraising im Allgemeinen. Mit zunehmender Verbesserung der Algorithmen und der Verfügbarkeit von umfangreichen Trainingsdatensätzen können Chatbots und KI-Modelle in Zukunft noch präzisere und maßgeschneiderte Texte generieren.
Bei inhaltlichen Fragen zu Digitalisierung im Nonprofit-Sektor erreichen Sie Jörg Reschke unter joerg.reschke@capgemini.com.
Jörg Reschke
Business Analyst und NGO-Experte
Capgemini
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