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Meta lässt NGOs im Stich: Fundraising-Tools werden eingestellt - was tun?

Von Jörg Reschke

 
Nico Reis

In dieser Rubrik erzählt unser Partner Jörg Reschke, bekannt als Digital Fundraising Experte, von Digitalisierung für gemeinnützige Organisationen. Als Business Analyst und NGO-Experte begleitet er bei der IT-Beratung Capgemini Organisationen, die verstärkt moderne Technologien einsetzen um ihre Ziele zu erreichen.




Foto: Andi Weiland

 

Der Facebook-Konzern Meta hat angekündigt, seine Fundraising-Tools im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ab dem 1. Juli 2024 einzustellen. Diese Tools ermöglichten es Nutzern, direkt auf Facebook und Instagram für gemeinnützige Organisationen zu spenden. Die Einstellung betrifft sowohl die Möglichkeit für Organisationen, auf ihren Seiten zu Spenden aufzurufen, als auch für Nutzer, eigene Spendenaktionen zu starten. Meta hat keine konkreten Gründe für diesen Schritt genannt.

Die Fundraising-Tools hatten eine bedeutende Rolle im Peer-to-Peer-Fundraising, da sie es Einzelpersonen ermöglichten, innerhalb ihrer Online-Netzwerke direkt Spendenaktionen zu starten und ihre Kontakte einzuladen. Diese Werkzeuge vereinfachten den Spendenprozess, indem sie eine Plattform boten, auf der Nutzer leicht für von ihnen unterstützte Ursachen werben und Geld sammeln konnten - ohne ihr "digitales Wohnzimmer" verlassen zu müssen.


Online-Anlassspenden sind weiterhin relevant!

Anlassspenden online sind eine Form des Spendens, bei der Menschen zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Jubiläen dazu aufrufen, anstelle von Geschenken für einen guten Zweck zu spenden. Diese Art des Spendens nutzt die Reichweite und die sozialen Netzwerke der Nutzer, um Unterstützung für gemeinnützige Organisationen zu mobilisieren. Die Spender können ihre Beiträge direkt über die Online-Plattformen leisten, was den Prozess für alle Beteiligten vereinfacht.

Die Relevanz von Anlassspenden im digitalen Fundraising ist nicht zu unterschätzen. Sie bieten eine niedrigschwellige Möglichkeit für Organisationen, neue Unterstützer zu gewinnen und gleichzeitig das Bewusstsein für ihre Arbeit zu erhöhen. Hier handelt es sich um Zielgruppen, zu denen sie bisher nur einen indirekten Zugang (über die Anlass-Initiator:innen) verfügten. Da die Spendenaktionen von den Unterstützern der Organisation selbst initiiert werden, ist diese erste Spenden-Verbindung zu den Spender:innen besonders authentisch.

Spendensammelnde Organisationen, die auf Online-Anlassspenden in ihrer Fundraising-Strategie nicht verzichten möchten, sind nicht allein auf den Meta-Konzern und dessen Tools angewiesen. Alternativen sind erprobt und werden bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt.


1. Anlassspenden auf der Webseite


Die Webseite ist ohnehin ein wichtiger Kontaktpunkt mit den eigenen Unterstützer:innen und das Aushängeschild einer jeden Organisation. Der Gedanke liegt nahe, dass Spendenaktionen ebendort gestartet und dargestellt werden. Das ist mit der Integration von externen Anbietern und wenig Aufwand möglich. Der große Vorteil ist, dass die Formulare relativ nahtlos in die Webseiten eingebettet werden und kein Weiterleiten zu anderen  Plattformen notwendig wird. Zu den erfahrenen Anbietern in diesem Bereich gehören unter anderem Fundraisingbox, RaiseNow und Twingle.


2. Anlasspenden auf Spenden-Plattformen


Für Organisationen, die ohnehin schon auf Spendenplattformen wie Betterplace.org und anderen vertreten sind, gilt es eine weitere Alternative zu prüfen: Einige der Plattformen bieten auch die Möglichkeit für Privatpersonen, zugunsten einer registrierten Organisation eine Spendenaktion zu initiieren. Dies kann eine attraktive Option für Organisationen sein, die von der Reichweite und den etablierten Prozessen der Plattform profitieren möchten, ohne eigene Ressourcen in die Entwicklung und Wartung einer eigenen Plattform investieren zu müssen.


3. Eigene Plattform für Spendenaktionen


Das Hosting einer eigenen Plattform mit Online-Anlassspenden-Aktionen ist eine weitere Option, die Organisationen volle Kontrolle über ihre Fundraising-Aktivitäten gibt. Obwohl der Aufwand größer ist, ermöglicht es eine maßgeschneiderte Gestaltung von Daten, Design und Funktionalitäten. Ein Beispiel ist “Action Panda” vom WWF Deutschland, wo Nutzer schnell eine Spendenaktion starten und über soziale Medien verbreiten können. Für Organisationen, die nicht die Ressourcen für eine Eigenentwicklung haben, bieten Agenturen White-Label-Lösungen an, die an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können.


Chancen und Herausforderungen


Online-Anlassspenden bieten großartige Chancen, bestehende Unterstützer zu binden und zu aktivieren. Indem man ihnen die Möglichkeit gibt, zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Jubiläen Spendenaktionen zu initiieren, fühlen sie sich stärker in die Mission der Organisation eingebunden. Diese Form des Fundraisings nutzt persönliche Netzwerke und kann eine starke emotionale Bindung und ein Gefühl der Mitwirkung erzeugen. Darüber hinaus sind die Tools für Online-Anlassspenden bei Anbietern wie Betterplace, FundraisingBox, RaiseNow und Twingle bereits etabliert und vielen Kunden zugänglich, was eine einfache und effektive Nutzung ermöglicht.

Die Herausforderungen liegen jedoch darin, neue Spender, die über Anlassspenden gewonnen wurden, langfristig zu binden. Ihre erste Verbindung entstand durch die Initiator:innen der Spendenaktion und nicht direkt durch die Organisation. Es kann schwierig sein, diese neuen Unterstützer:innen ohne die persönliche Vermittlung zu erreichen und zu halten. Organisationen müssen daher Wege finden, diese neuen Spender direkt anzusprechen und eine Beziehung aufzubauen, die über den ursprünglichen Anlass hinausgeht, um sie zu dauerhaften Unterstützern zu machen.


Fazit und Ausblick


Die Entscheidung von Meta, die Fundraising-Tools im Europäischen Wirtschaftsraum einzustellen, ist zwar bedauerlich, aber es ist kein Grund zur Sorge. Es gibt bereits eine Vielzahl von Alternativen, die Organisationen nutzen können, um weiterhin erfolgreich mit Online-Anlassspenden zu arbeiten. Von der Nutzung anderer Anbieter, die einfache Integration in bestehende Websites ermöglichen, über das Hosting eigener Plattformen für vollständige Kontrolle und Anpassung bis hin zur Nutzung etablierter Spendenplattformen – die Möglichkeiten sind vielfältig und zugänglich.

Die aktuelle Aufmerksamkeit für das Thema bietet die Chance, neue Strategien zu entwickeln und die digitale Präsenz zu stärken. Es ist also ein Ansporn, innovativ zu sein und die Online-Fundraising-Bemühungen auf die nächste Stufe zu heben.


Bei inhaltlichen Fragen zu Digitalisierung im Nonprofit-Sektor erreichen Sie Jörg Reschke unter joerg.reschke@capgemini.com.

 


Stephanie Reuter

Jörg Reschke

Business Analyst und NGO-Experte

Capgemini

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