Immer wieder stehen inhabergeführte Stiftungen, die eng mit dem Namen des Gründers verknüpft sind, als Beispiel für solide Organisationen da. Viele Banken empfehlen sogar ausdrücklich die Gründung von Treuhandstiftungen im Namen des Stifters.
Aber ist das wirklich eine gute Idee?
So starb erst kürzlich in Hamburg der berühmte Fotograf F.C. Gundlach. Die Stiftung in seinem Sinne weiterzuführen wird eine große Herausforderung, wenn coronabedingt weder Ausstellungen noch Veranstaltungen durchführbar sind.
Aber nicht erst seit der Ustinov-Stiftung wird sehr oft der schwierige Spagat zwischen dem, wofür der Gründer steht (hohe Schauspielkunst) und dem, was die Stiftung bewirken soll (internationale Bildung für alle) deutlich. Nicht nur in der Kommunikation, sondern wie in diesem Fall auch nach seinem Tod. Die Ausrichtung der Stiftung führte zu erbitterten Auseinandersetzungen bei den Erben.
Ähnlich erging es der Stiftung Menschen für Menschen des Schauspielers Karlheinz Böhm, die nach seinem Tod nicht nur durch die Vorwürfe eines Großspenders in eine Krise geriet. Witwe Almaz Böhm hat die Stiftung inzwischen verlassen.
Und ganz Verheerendes passierte vor einigen Monaten, als Fußball-Vizeweltmeister Christoph Metzelder, wegen Besitzes und der Verbreitung von Kinderpronografie rechtskräftig verurteilt wurde. Seine Christoph-Metzelder-Stiftung, die sich (ausgerechnet) für Chancengleichheit von Kindern einsetzt, verschwand vorsichtshalber gleich ganz aus dem Netz.
Merke also: Große Namen können Segen und Fluch zugleich sein und das Wohl und Weg einer gemeinnützigen Organisation ist eng mit dem Image des Namensgebers verknüpft!
Gemeinnützige Stiftungen haben in Österreich keine lange Tradition. Auch im Ländervergleich mit Deutschland und der Schweiz spielen gemeinnützige Stiftungen in Österreich eine eher untergeordnete Rolle.
Gerade einmal knapp über 700 gemeinnützige und gemischt gemeinnützige Stiftungen oder gemeinnützige Bundesstiftungen bzw. -fonds gibt es in Österreich.
Allerdings haben diese 2015 durch das Gemeinnützigkeitspaket der damaligen Bundesregierung einen Schub bekommen, als die steuerlichen Rahmenbedingungen angepasst wurden und die gemeinnützigen Stiftungen und Fonds als Option Vermögen langfristig einer guten Sache zukommen zu lassen, ins Bewusstsein der Vermögenden rückten.
Den ersten Erfolgen sollen aber weitere Taten folgen. So gibt es nach wie vor einige Punkte, die es aus Sicht des Verbandes für gemeinnütziges Stiftung (www.gemeinnuetzig-stiften.at) anzupassen gilt. Welche das sind, darüber sprach neues stiften-Autor Michi Kaiser in der aktuellen Podcast-Folge mit der Generalsekretärin des Verbandes, Ruth Williams. Sie sagt:
„Gemeinnützige Stiftungen sind die Königsdisziplin in der Philanthropie und das ultimative Commitment sich langfristig zu engagieren.“
Die Veränderung der gesetzlichen Lage zeigte auch Wirkung. Seit 2015 wurden über 120 neue gemeinnützige Stiftungen bzw. Fonds gegründet. Dieses über 20%ige Wachstum kann als Indiz dafür gewertet werden, dass es einen Bedarf bzw. Wunsch nach langfristigem Engagement gibt.
„Zur Lösung der großen Herausforderungen müssen wir langfristig, in neuen Partnerschaften außerhalb der Silos denken und zusammenarbeiten.“
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