Wer steckt hinter dieser neuen Rubrik und was möchte sie für einen Mehrwert bieten?
Portraits über Menschen im gemeinnützigen Bereich findet man auch an anderer Stelle. Wir erinnern uns zum Beispiel an die „Köpfe“ in der Stiftungsbeilage der Wochenzeitung DIE ZEIT. Mit dieser Rubrik „Mensch des Monats“ möchten wir Menschen hinter einer Führungsposition besser kennenlernen. Dafür hat Dr. Anna Punke-Dresen diese Rubrik ins Leben gerufen.
Anna Punke-Dresen ist selbst seit über 15 Jahren in diversen Funktionen und Kontexten sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich im gemeinnützigen Sektor unterwegs - unter anderem als stellvertretende Leiterin des Kreises Junge Menschen und Stiftungen, Community Lead für MentorMe, Vorständin von Hamburger mit Herz e.V. und aktuell als Leitung Fundraising der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch.
Schreiben und gemeinnütziges Engagement sind die beiden Pfeiler, die ihren Werdegang prägen.
Mit dieser monatlichen Rubrik möchte sie einige spannende Personen aus ihrem Netzwerk in persönlichen Gesprächen fragen, wie und warum sie sich selbst im gemeinnützigen Bereich engagieren. Welche Ehrenämter werden zusätzlich zum Hauptamt gepflegt? Was treibt sie dazu an? Was bedeutet Engagement für sie und welche Learnings und Botschaften bringt das für sie mit?
1989 in Kiew geboren, wuchs Natalya Nepomnyashcha in einem sozialen Brennpunkt in Bayern auf. Ohne Abitur machte sie 2012 einen Masterabschluss in Großbritannien. Nach dem Studium der Internationalen Beziehungen war sie u. a. für eine der größten Unternehmensberatungen sowie eine NGO aus Westafrika tätig. 2016 gründete sie Netzwerk Chancen.
Liebe Natalya Nepomnyashcha, ich möchte in dieser Rubrik jedem*r Interviewpartner*in die gleiche Einstiegsfrage stellen: Wann und wo haben Sie sich zum allerersten Mal ehrenamtlich engagiert? Wie kamen Sie dazu und was war Ihre Motivation dahinter?
In der Schule habe ich die Patenschaft für eine jüngere Schülerin übernommen. Ich wurde von einer Lehrerin gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Ich habe sofort zugesagt, da ich es schon damals wichtig fand, Jüngere zu fördern.
Für unsere Leser*innen, die das „Netzwerk Chancen“ noch nicht kennen: Mit welcher Idee haben Sie die Initiative 2016 gegründet und was beschäftigt Sie zurzeit diesbezüglich?
Ich wollte für Chancengleichheit und bessere Aufstiegsmöglichkeiten für Menschen aus unteren sozialen Schichten kämpfen. Am Anfang haben wir mit anderen zivilgesellschaftlichen Lösungen vor allem an nachhaltigen politischen Lösungen gearbeitet. Seit 2018 bieten wir ein ideelles Förderprogramm an, das mittlerweile über 1.800 junge Erwachsene kostenfrei fördert, die aus finanzschwachen oder nichtakademischen Familien kommen. Wir bieten Coachings, Workshops, Jobangebote unserer Unternehmenspartner, aber auch Mentoring und ein starkes Netzwerk.
Sie arbeiten in Vollzeit für EY, zurzeit im Bereich der Public Policy, und engagieren sich neben dem Netzwerk Chancen u.a. für die Initiative Jugendparlament und noch in weiteren Ehrenämtern mit Sprachrohrfunktion. Was treibt Sie für Ihr vielfältiges Engagement an?
Ich möchte etwas verändern und bessere Chancen schaffen für Menschen, die es nicht einfach haben. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass viele Veränderungen vor allem entstehen, wenn man sich lautstark dafür einsetzt.
Ich engagiere mich da, wo ich einerseits meine Talente und Stärken einbringen, andererseits aber auch lernen kann. Das hilft mir, die Kraft zu finden, immer weiterzumachen.
Welche Ehrenämter und Netzwerke bereichern Sie bis heute?
Auf jeden Fall die ehrenamtliche Leitung von Netzwerk Chancen. Mittlerweile leite ich ein Team von sieben Haupt- und über 40 Ehrenamtlichen. Dabei habe ich so viel gelernt und zurückbekommen - das freut mich sehr.
Sie kommunizieren sehr stark über die sozialen Medien. Wie hat sich die Kommunikation aus Ihrer Sicht hinsichtlich Engagementmöglichkeiten im gemeinnützigen Bereich verändert?
Die meisten Menschen, die sich um ein Ehrenamt bei Netzwerk Chancen bewerben, sind über LinkedIn auf uns aufmerksam geworden. Das war am Anfang 2016-2017 noch nicht so. Soziale Medien eröffnen hier ganz neue Möglichkeiten, wenn man sie aktiv einsetzt.
Was würden Sie anderen Philanthropen raten, die sich auch engagieren oder eine eigene NGO gründen möchten?
Wer es sich leisten kann, sollte kleine gemeinnützige Organisationen wie Netzwerk Chancen finanziell unterstützen. Denn gerade kleine Organisationen bekommen nicht so viele Privatspenden und tun sich schwerer damit, ihre Arbeit zu finanzieren. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir neue Hauptamtliche einstellen können, um unseren Wirkungskreis zu vergrößern.
Und zum Schluss: 3 Antworten in einem Satz!
Welches Buch haben Sie bzgl. Ehrenamt/ Engagement oder auch den Feldern, in denen Sie sich engagieren, gelesen, das Sie nachhaltig beeindruckt hat?
Martin Eden von Jack London. Ein Buch, das lehrt, für seine Träume zu kämpfen.
Wenn Sie einen Wunsch für den gemeinnützigen Sektor frei hätten, welcher wäre das?
Dass man wesentlich unbürokratischer staatliche Förderung erhält.
Was möchten Sie unseren Leser*innen mit auf den Weg geben? Was ist Ihr Credo?
Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere.
Natalya Nepomnyashcha
Gründerin
Netzwerk Chancen
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